Renommierte Wissenschaftler entwickelten Interlingua

Basis ist der gemeinsame europäische Wortschatz

1924 gründete die Mäzenin und Esperantosprecherin Alice Vanderbilt Morris in New York die IALA, die International Auxiliary Language Association  (deutsch: Internationale Hilfssprachengesellschaft). Die Gesellschaft wollte zunächst keine neue Plansprache entwickeln. Zuerst sollten die wissenschaftlichen Grundlagen und Kriterien geschaffen werden, um eine Auswahl (beziehungsweise deren Verschmelzung) aus bestehenden Plansprachen treffen zu können.

Alice Vanderbilt Morris, Amon Carter Museum

Alice Vanderbilt Morris, Amon Carter Museum

Sollte man in die naturalistische Richtung vom Typ Occidental oder Latino sine flexione gehen? Oder die schematische Variante wie bei Esperanto oder Ido wählen? Plansprachen, bei denen das Vokabular künstlich erzeugt wurde, schienen nicht zielführend. Solche Sprachen seien willkürlich, zu abstrakt und schwer zu erlernen, befand das Team der IALA.

Nach jahrelanger Forschung hielten die Wissenschaftler der IALA keine der untersuchten Plansprachen für geeignet, eine Führungsrolle als gemeinsame Weltsprache zu übernehmen. Mehr noch, eine Weltsprache sei aufgrund der Verschiedenheiten der Sprachen überhaupt nicht möglich.

Die wissenschaftliche Vereinigung beschloss 1934 dennoch, eine eigene Plansprache zu entwickeln, die 1951 unter dem Namen Interlingua veröffentlicht wurde. Daran nahmen viele international renommierte Wissenschaftler teil. Federführend war Alexander Gode, ein deutsch-amerikanischer Linguist und Übersetzer. Die IALA nahm dabei eine Beobachtung des Österreicher Julius Lott und des Argentinier Alberto Liptay auf, wonach in den europäischen Sprachen ein gemeinsamer Wortschatz vorliege, auf dem sich eine Sprache aufbauen ließe.

Alexander Gode, Smithsonian Institution Archives. Image # SIA2007-0482.

Was ist Interlingua?

Interlingua basiert auf dem gemeinsamen Wortschatz der europäischen Sprachen kombiniert mit einer stark vereinfachten Grammatik. Die Theorie geht davon aus, dass außerhalb der großen europäischen Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, beziehungsweise Deutsch und Russisch kein Wort international sein kann. Es genügt daher, in diesen Sprachen nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Wörter, die es in mindestens drei dieser Sprachen gibt, werden in den Wortschatz von Interlingua aufgenommen. Diese Wörter, Internationalismen genannt, haben dieselbe Bedeutung bei abweichender Aussprache und Schreibweise. Das sind Begriffe wie Radio, System oder Theater, die meistens griechisch-lateinischen Ursprungs sind. Reichen die Übereinstimmungen nicht aus, wird auf Latein zurück gegriffen.

Interlingua-English-Dictionary, 2. Auflage, New York 1971

Interlingua-English-Dictionary, 2. Auflage, New York 1971

Erste Interlingua Grammatik von Alexander Gode zusammen mit Hugh E. Blair im Namen der IALA

Zweite Auflage der Interlingua Grammatik von Alexander Gode zusammen mit Hugh E. Blair (beide IALA)

Modernes Latein

Interlingua kann dadurch als modernes Latein betrachtet werden. Rund 850 Millionen Muttersprachler einer romanischen Sprache können sie auf Anhieb verstehen. Zudem Sprecher, die Latein oder eine romanische Sprache als Fremdsprache erlernt haben. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Esperanto. Diese Plansprache wird nur von ausgebildeten Esperanto-Sprechern verstanden, da der Großteil des Vokabulars künstlich gebildet wird.

Beispiel: Krankenhaus – Interlingua: Hospital – Esperanto: Malsanulejo

Literatur:

Alberto Liptay: Eine Gemeinsprache der Kulturvölker. F. A. Brockhaus, Leipzig 1891.

weiterführende Links:

Historia de interlingua

General Report von 1945 der IALA

Die IALA in der Wikipedia