Die Entwicklung der Plansprache seit 1951
erhöhte Aufmerksamkeit durch das Internet
Interlingua nahm, nachdem 1951 die beiden grundlegenden Bücher über Wortschatz und Grammatik veröffentlicht wurden, einen rasanten Aufstieg in den USA. Alexander Gode baute im Science Service, eine Organisation zur Förderung der Wissenschaften, die Interlingua Division auf. Gode konzentrierte sich auf Übersetzungen im wissenschaftlichen Bereich. Viele medizinische Fachjournale, beispielsweise das Bloodjournal der ‚American Society of Hematology‘, publizierten die Abstracts ihrer wissenschaftlichen Artikel auf Interlingua.
Erste Erfolge: Wissenschaftssprache und Konferenzsprache
Parallel dazu diente Interlingua bei Konferenzen als Konferenzsprache. Nach dem Tod von Gode im Jahre 1970 fehlte es an geeigneten Übersetzern, die sein Werk fortsetzen konnten. Auf dem europäischen Kontinent wurde mit der Gründung der Union Mundial pro Interlingua (UMI), 1955 in Tours, die organisatorischen Grundlagen für die weitere Arbeit gelegt.
Besonders wichtig sind zwei Protagonisten aus den skandinavischen Ländern. Das Standard-Lehrwerk Interlingua – Instrumento moderne de communication international des Interlingua-Pioniers Ingvar Stenström wurde in viele Sprachen, darunter auch ins Chinesische und Japanische, übersetzt. Der Däne Thomas Breinstrup ist der Chefredakteur des lesenswerten Interlingua-Magazins „Panorama“.
Schweden ging in den 1960 Jahren neue Wege in der Bildungspolitik. Nicht Interlingua, sondern das internationale Vokabular wurde im Rahmen des Schulfachs „allmän språkkunskap“ (allgemeine Sprachkunde) als Alternative zum Lateinunterricht angeboten. Die ehemaligen Schüler bewerten das Fach als ziemlich lehrreich, aber auch hier gab es keine Fortsetzung.
Selbstverständlich brachte die UMI Interlingua auch als Sprache der Europäischen Union ins Spiel. 2004 übersetzte sie den Vertrag über eine ‚Verfassung für Europa‘, um die Leistungsfähigkeit von Interlingua als Arbeits- und Amtssprache der Europäischen Union zu demonstrieren. Die Reaktionen waren wohlwollend, aber ein entscheidender Durchbruch bei den politischen Entscheidungsträgern blieb aus.
Internationale Organisation für Normung klassifiziert Interlingua
Seit der Veröffentlichung der grundlegenden Werke zu Interlingua hat sich durch Sprachwandel eine Vielzahl von grammatikalischen und stilistischen Änderungen ergeben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Publikationen als E-Books. Das aktuelle Vokabular wird auf über 60.000 Wörter geschätzt. Interlingua wurde nach ISO 639-1 der Internationalen Organisation für Normung klassifiziert. Interlingua befindet sich damit auf der Liste der entwickelten Sprachen (im Sinne des Wortschatzes) weltweit. Außerhalb der Interlingua Community fällt Interlingua hauptsächlich bei den Stenografie-Weltmeisterschaften als Wettbewerbssprache und als Amateurfunksprache auf.
Rückblickend zeichnet sich ein Auf und Ab von Interlingua seit den 50er Jahren des 20. Jahrhundert ab. Ohne die erfolgreiche Arbeit der Union Mundial pro Interlingua wäre Interlingua möglicherweise in Vergessenheit geraten. Heute erfährt Interlingua durch das Internet eine allmähliche Verbreitung und Wertschätzung. Immer mehr Menschen lernen so die Plansprache kennen und nutzen sie.